Kreisverband Frankfurt
Mitglied werden Jetzt spenden
Kreisverband Frankfurt
Stadtbaum an einer Mauer

Die grünen Giganten unserer Erde

Ein Mann namens Rabindranath Tagore hat einmal gesagt: „Wer Bäume pflanzt in dem Wissen, dass er nie in ihrem Schatten stehen wird, hat zumindest, den Sinn des Lebens begriffen.“ Dieser Satz sagt so viel über unsere heutige Gesellschaft aus, da wir seit ein paar Jahren erst wieder anfangen die Natur zu sehen wie sie ist und sie zu schützen. Dadurch begreifen wir den Sinn des Lebens.

Ich habe lange überlegt, ob ich einen Spezialteil über eine Pflanze oder ein Tier in meinen Blog mit einbauen soll. Schließlich habe ich mich für ein Ja entschieden und bin in die Weiten der Flora und Fauna eingestiegen. Bei meinen Recherchen ist mir immer wieder ein Vertreter in unserer Natur begegnet der so vielseitig, individuell und inspirierend war; dass er einfach jeden fasziniert und erstaunt. Der Baum.

Als ich ein Kind war hatten wir in unserem Garten eine Fichte, welche in den 70er Jahren von meinen Großeltern gepflanzt wurde. Ich fand sie so schön und anmutig. Sie bot vielen Vögeln und anderen Tieren ein zu Hause.
Neben dem heimischen Baum im Garten gab es dann noch die schönen kleinen Wälder, in denen wir oft gemeinsam mit der ganzen Familie spazieren waren. Das Gefühl in einem Wald zu stehen und kein Stadtlärm, Autos oder Flugzeuge zu hören, sondern Vogelgezwitscher und das Rauschen der Blätter, wenn der Wind durch die Baumkronen weht, ist einfach atemberaubend.

Mein Interesse für die Natur und auch für Bäume verlor ich nie – und ich lerne bis heute durch Bücher, Dokumentationen oder den einfachen Spaziergang durch einen Park oder den Wald viel dazu. Heute empfinde ich Bäume nicht nur als Pflanzen und lebende Organismen, sondern erkenne in vielen Teilen immer mehr Parallelen zu uns Menschen oder Tieren. Bäume sind zwar an einen Standort gebunden oder wie man im Fachjargon sagt sessil, doch sie haben einen enormen Einfluss auf ihre Umgebung. Ich bezeichne sie auch gerne als die grünen Giganten unserer Erde, die, könnten sie sprechen, so viel zu erzählen hätten.

Bäume gibt es schon wesentlich länger als uns Menschen. Die Klasse der Nadelbäume (Koniferen) existiert schon seit ca. 270 Millionen Jahren. Das lasse ich erstmal sacken. Das ist zwar sehr jung im Vergleich zur Erde mit 4,6 Milliarden Jahren, aber wesentlich älter im Vergleich zum Menschen (300.000 Jahre).
Nun gibt es zwar keinen Baum, der 270 Mio. Jahre auf der Erde überdauert hat, aber es gibt Bäume, die buchstäblich, uralt sind. Der älteste bestätigte Baum ist in Schweden verwurzelt: Es ist eine kleine Fichte, welche auf einem Berg (Fulu) im Zentrum des Landes steht. Sie hat ein stattliches Alter von 9550 Jahren. Wie spannend wäre ein Gespräch mit diesem Baum über die Geschichte der Erde und seine Erlebnisse.

Eigenschaften und Fähigkeiten von Bäumen

Stadtbaum im Vorgarten Weide im Vorgarten eines Mehrparteienhauses in Frankfurt.  (Lynn Anders)

Doch jetzt genug von der Träumerei, kommen wir zu interessanten Erkenntnissen über Bäume, die in der Vergangenheit bis heute gemacht wurden und unsere Bild auf die Natur mit ihren grünen Giganten beeinflussen. Klar, Bäume können nicht sprechen wie wir, aber können sie sich verständigen und äußern? Die Forschung sagt ja, und zwar haben Bäume eine eigene Sprache, die viele verschiedene Komponenten hat. Stellen wir uns mal ein Szenario vor.

Wer kennt es nicht aus der Schule vor der Zeit der Handys. Die berühmten Zettelchen unter Freunden, die während des Unterrichts möglichst heimlich unter den Tischen zu den jeweiligen Personen verteilt wurden. Die Zettelchen enthielten Informationen, Klatsch und Tratsch oder auch Lösungen für Tests. Und so ähnlich machen es auch die Bäume. Ein Baum möchte „Zettelchen“ mit Informationen an andere verteilen, doch da sie wie im Klassenzimmer, weit voneinander weg sitzen, muss es jemanden geben, der diese Informationen weitergibt. Das tun im Fall der Bäume die Pilze. Dies bilden mit den Wurzeln der Bäume, das sogenannte „Wood Wide Web“, das Internet der Bäume. Bäume kommunizieren also, wie wir Menschen, auf ihre eigene Art. Das tun sie aber nicht nur über das „Wood Wide Web“, sondern genau wie wir auch über Duftstoffe.

Wenn wir ausgehen, zu einem Date, einem Geburtstag, einer Hochzeit oder einfach nur zum Essen mit Freunden, machen wir uns schick. Wir duschen, vielleicht cremen wir uns noch ein. Wir besprühen uns mit Deo und Parfüm, damit wir gut riechen. Dadurch haben wir eine ganz andere Wirkung auf unsere Mitmenschen. Außerdem arbeitet unser Körper bei der Anziehung von anderen auch viel mit körpereigenen Pheromonen, daher kommt auch der Spruch „Ich kann dich gut riechen“. Auch Pflanzen benutzen Duftstoffe zur Anziehung, deren Wirkung nicht an uns Menschen vorbeizieht. Wir alle kennen duftende Blüten und Wälder, aber dieser Effekt ist eigentlich nicht für uns gedacht, sondern für die bestäubenden Insekten. Dadurch werden sie angelockt und krabbeln in die Blüten um an den Nektar zu kommen, dabei nehmen sie Pollen mit, den sie dann zu einem Artgenossen des Baumes oder der Pflanze tragen. Und so vermehren sich viele Pflanzen und ein paar Bäume. Die meisten Bäume vermehren sich jedoch durch Windbestäubung. Dadurch decken sie ein sehr großes Areal ab und die Pollen können sich sehr weit verbreiten. Diese Bestäubung erfordert keine Duftstoffe für die Anlockung von Insekten. Also eine Aufgabe weniger.
Aber am meisten nutzen Bäume Duftstoffe zur Verteidigung oder Warnung vor Fressfeinden. Genau wie wir es merken, wenn wir uns die Haut aufgeschürft haben, merkt ein Baum, wo er angefressen wird und wer da gerade an seinen Blättern nagt. Er erkennt den „Feind“ anhand seines Speichels und dann geht die Arbeit erst richtig los. Dann werden Duftstoffe produziert und ausgesendet, um die umliegenden Bäume vor dem Fressfeind zu warnen. Dadurch können diese schon Bitterstoffe in ihre Blätter einbauen, wodurch sie ungenießbar werden. Außerdem kann der Baum mit Duftstoffen auch die Fressfeinde des Eindringlings anlocken, die sich dann um diesen „kümmern“. So ein bisschen wie beim Paten.

Eines der bekanntesten Warnsignale von Pflanzen, das jeder Mensch kennt, ist der Grünblattduft. Das ist der Geruch den wir bei frisch gemähtem Gras riechen. Für uns ist das ein angenehmer und schöner Geruch, aber eigentlich ist das ein Hilferuf, weil das Gras verletzt wurde.
Neuste Erkenntnisse der Wissenschaft zeigen, dass Bäume auch noch auf eine andere Art, als chemisch (z.B. Duftstoffe) oder elektrisch (über die Wurzeln) kommunizieren können. Sie können schreien, aber nicht so, dass wir es mit unseren Ohren hören könnten. Sie schreien im Ultraschallbereich und zwar nur aus einem Grund. Durst. Wenn Bäume durstig sind fangen sie an zu „schreien“. Die Wissenschaft vermutet, das liegt an der Unterbrechung der Wassermolekülketten im Leitsystem des Baumes. Diese Erkenntnis hat mich echt verblüfft und fasziniert.

Also wir wissen jetzt das Bäume eine eigene Sprache haben. Aber in was ähneln sie noch dem Menschen? Bäume sind in der Lage eine Art Freundschaft mit anderen Artgenossen zu schließen. Dabei verbinden sie sich unterirdisch mit ihnen und unterstützen diese bei Verletzungen oder Schwächungen mit Wasser und Nährstoffen. So können auch angeschlagene Bäume durch eine freundschaftliche Gemeinschaft länger überleben als alleinstehende Exemplare. Es gibt auch sehr innige Beziehungen zwischen Bäumen. Manche sind so eng miteinander verbunden, dass sie sogar zusammen sterben. Das erinnert mich an alte Ehepaare, die sich sehr früh in ihrem Leben kennenlernen, zusammen alt werden und manchmal sehr kurz nacheinander sterben, weil sie ohne einander nicht mehr leben können. Ich finde diesen Vergleich von Bäumen und Menschen sehr treffend.

Stadtbäume

Kirschblüte in Bonn Duftallee in der Bonner Innenstadt.  (ahundt / Pixabay)

Also Bäume kommunizieren, verteidigen und kümmern sich um andere Artgenossen. Das passiert jedoch viel in Wäldern und Parks, wo nicht nur ein einzelner Baum zu finden ist. Aber was ist mit den „Straßenkindern des Waldes“, den Stadtbäumen?

Stadtbäume können das natürlich auch alles, aber sie kommunizieren oder helfen anderen Artgenossen nicht so wie Waldbäume, da sie meist alleine stehen. Sie haben einen großen Stellenwert für die Stadt und prägen den Stadtraum. Gleichzeitig müssen sie oft mit geringem Wurzelraum und wenig Wasser auskommen. Außerdem haben sie durch unterschiedliche Standorte, verschiedenste Anforderungen, an die sie sich anpassen müssen. Sie geben der Stadt und ihrem Standort sehr viel, denn sie verbessern den thermischen Komfort, das Mikroklima und sind die Quelle für die Kühlung der Stadt.

Eine ausgewachsene Buche (100 Jahre) kann pro Tag 500 L Wasser durch ihre Äste, Zweige und Blätter pumpen und verdunstet davon mehrere 100 L Wasser wieder. Sie kann in einer Saison, mit ihren ca. 600.000 Blättern, 4,5 Tonnen Sauerstoff produzieren und in die Atmosphäre abgeben. Zusätzlich nimmt sie pro Jahr ca. 6 Tonnen Kohlenstoffdioxid und eine Tonne Feinstaub aus der Luft auf. Für die Leistung dieser einen Buche, bräuchte man 2000 Jungbäume mit anderthalb Meter Kronenbreite, um den gleichen Effekt zu erzielen. Das sind viele Zahlen auf einmal, aber sie erstaunen einen echt, wenn man überlegt, dass Buchen bei guten Bedingungen ca. 400 Jahre alt werden können. Leider halten sie sich nicht so gut in der Stadt, da sie für ideale Bedingungen auch ihre Artgenossen benötigen.

Stadtbäume haben es heutzutage sehr schwer. Sie haben durch den stark versiegelten Raum in der Stadt nicht genügend Wurzelraum und wenn doch, dann ist dieser meist so verdichtet, dass ihre Wurzeln nicht weiterkommen. Aus diesem Grund sind Stadtbaumwurzeln auch oft in der Nähe von Rohren zu finden, da hier der Boden nicht so komprimiert ist. Nur führen sie oft dazu, dass die Rohre dann platzen. Auch haben sie hier nicht so viele Pilze, die sie als Weiterleitung nutzen können und stehen oft ganz alleine da.

Stadtbäume beherbergen, wie ihre Verwandten im Wald oder im Park, viele Arten von Tieren; von Insekten über Spinnen bis Vögel ist alles dabei. Diese Bewohner können aber auch schädlich für den Baum sein, wie zum Beispiel der Eichenprozessionsspinner, der durch das Stadtklima begünstigt wird und sich weiter ausbreiten kann. Aber nicht nur Insekten machen dem Stadtbaum das Leben schwer. Hunde beschädigen seine Rinde durch ihren Urin und Streusalz verätzt ihre Nadeln und Blätter. Aus diesem Grund müssen wir Stadtmenschen aktiv werden und unseren Stadtbäumen helfen, damit schöne grüne und bunte Plätze wie z.B. die Duftalleen in Bonn oder der Stadtbaum vor der Haustür erhalten bleiben. Denn was wäre eine Stadt ohne Stadtbäume? Sehr grau, würde ich sagen.

Stadtbäume in Frankfurt

Frankfurter Stadtbäume in unterschiedlichen Formen und an verschiedenen Standorten.

Baumpatenschaften und Baumscheibenpatenschaften

"Beet" unter einem Baum in Darmstadt Baumscheibe für eine Patenschaft in Darmstadt.  (Samantha Wolf)

Was können Sie tun, um unseren Stadtbäumen zu helfen? Sie können sich bei Ihrem örtlichen Grünflächenamt nach einer Baumpatenschaft oder einer Baumscheibenpatenschaft erkundigen. Bei einer Baumpatenschaft haben sie einen Baum als Patenkind und kümmern sich um ihn, das heißt, sie gießen ihn. Doch wie gießt man einen Stadtbaum und wie viel sollte man ihn gießen? Ein Baum kann zwar sehr viel Wasser am Tag aufnehmen, wie oben beschrieben, aber er braucht von Ihnen keine 500 L am Tag, das wäre viel zu viel. Es reicht, wenn Sie ihn pro Woche einmal mit 8-10 L Wasser gießen. Am besten verwenden sie dafür Regen- oder Brauchwasser (Anleitung zur Gewinnung von Brauchwasser (Link zum Ökotipp)). Durch diese Patenschaft kann man den Baum schon sehr gut unterstützen, besonders an heißen Tagen.

Eine Baumscheibe ist der Boden um das untere Ende des Baumstammes. Diesen Boden kann man, bei einer Baumscheibenpatenschaft vom Grünflächenamt, selbst bepflanzen. Meist bekommt man vom Grünflächenamt oder der Stadt noch verschiedene heimische Blühmischungen, die man auf der Baumscheibe säen kann. Vor dem Säen sollte man den Boden jedoch auflockern und säubern. Falls der Boden stark nährstoffarm ist kann man ihn durch eine dünne Schicht Kompost anreichern. Man sollte diesen Schritt jedoch mit dem Grünflächenamt besprechen, da manche Bäume auch nährstoffärmere Böden bevorzugen. Danach wählt man, je nach Lichteinfall, geeignete Pflanzen für die Baumscheibe aus und sät die Blühmischung aus.
Die Patenschaft beinhaltet meist auch das Pflegen der Baumscheibe, also das zurückschneiden von Stauden, das Gießen und Jäten zwischendurch. Manchmal muss man auch nachpflanzen, da die Blühmischung oft aus ein- und mehrjährigen Pflanzen besteht.
Aber die Arbeit lohnt sich, denn wenn man morgens aus dem Wohnhaus geht und die Baumscheibe sieht, fängt der Tag schon schön an.

Ich hoffe ich konnte Ihnen mit diesem Blog und dem Spezial-Artikel über Bäume Inspiration für neue grüne Projekte geben und ihr Leben damit etwas grüner machen.
Abschließen möchte ich mit einem Motto aus dem Buch „Bäume auf die Dächer, Wälder in die Stadt!“ von Conrad Amber, welches das neue Motto von uns allen werden könnte.

„Wir holen uns die Natur zurück, nehmen uns den Wald zum Vorbild und verbünden uns wieder mit dem Baum“ (Amber 2017).

 


 

Quellenverzeichnis

Wohlleben, P. (2020): Das geheime Leben der Bäume. Was sie fühlen, wie sie kommunizieren – die Entdeckung einer verborgenen Welt. 2. Aufl. München (Random House)
Günther H. (2015): Vertikalbegrünungen als Element Grüner Infrastrukturen in Städten. fbr-wasserspiegel 1/16/2015: 18-21
Musy, M., Malys, L., Inard, C. (2017): Assessment of Direct and Indirect Impacts of Vegetation on Building Comfort: A Comparative Study Lawns, Green Walls and Green Roofs. Procedia Environmental Sciences 38: 603-610
Hölzel, C., Heil, A., Gaude, A. (2020): Insekten schützen! Eine Anleitung für Garten, Haus und Alltag 2020.